Mittwoch, 28. Oktober 2009

Mehr über das Leben hier

Wieder ist Zeit verstrichen, Zeit mit neuen Eindrücken, neuen Ideen und es gibt sehr viel zu erzählen. Schritt für Schritt will ich euch dies berichten und euch mein neues Leben präsentieren. Schließlich habe ich ja noch fast ein Jahr Zeit. Vieles habt ihr schon erfahren, vor allem das, was mich am Anfang stark beschäftigt hat. Es gibt aber noch viele Sachen über die ich berichten will und es wird bestimmt noch viele geben.
Hier in Dar Es Salaam, kurz Dar, habe ich das Gefühl, dass versucht wird zu sein und zu leben wie in Europa. Man kann sagen, es wird .....

Nein, der Bericht ist natürlich noch nicht zu Ende. Aber aus Sicherheitsgründen will ich nicht den vollständigen Bericht anzeigen, deshalb seht ihr nur den Beginn meines Artikels. Wenn ihr in gerne vollständig lesen wollt schreibt mir einfach eine E-Mail. Ich nehme euch auch gerne in meine Verteilerliste auf, so bekommt ihr immer direkt die neusten News aus Tansania zugesendet.
koch-jonas[at]web.de

Samstag, 17. Oktober 2009

Schultrip ins Landesinnere

Das Schuljahr an der Hekima Waldorf School besteht aus drei Terms (September-November, Januar-März, Mai-Juli) und zur Hälft jedes Terms ist eine Woche Ferien, sowie der Dezember, April und August. Nun hatten wir die erste Woche Ferien, den ersten Term-Break, und es stand nun eine Schulfahrt ins Landesinnere an. Wir fuhren drei Tage nach Mafinga und ein Tag in den Mikumi Nationalpark. In Mafinga befindet sich eine Bio-Dynamische Farm, welche wir besuchten, sie liegt zentral und südlich in Tansania. Den Mikumi Nationalpark schnitten wir auf dem Weg zurück.
Samstagmorgens startete unser Schulausflug, mit dreißig Schülern, die es sich leisten konnten, gemischt aus den Klassen 4 bis 7, vier Lehrern, zwei Freiwilligen, dem Busfahrer und dem ganzem Gepäck. Wir fuhren mit unserem Schulbus, der jedoch nur für 30 Personen zugelassen war und nicht viel Platz für Gepäck bot. Die Hinfahrt war ein pures Erlebnis für mich. Das erste Mal verließ ich Dar Es Salam und sah das Land! Langsam und Überladen verließen wir die größte Menschenmetropole Ostafrikas. Umso weiter wir in die Landesmitte fuhren, umso mehr begann sich die Landschaft zu verändern. Die Häuschen wurden weniger und veränderten sich von Zementsteinhäuschen mit Wellblechdächern zu Backstein- und Lehmhäuschen mit Grasdächern. Die Palmen wurden weniger und ich merkte wie der Küstenstreifen endete und wie das faszinierende Landesinnere mich verzauberte. Zusehen war nun eine Steppenlandschaft, die Savanne Ostafrikas. Lange Abschnitte fuhren wir nun auf dem Highway durch die wilde Savanne. Ab und zu kam eine Lehmhüttenansiedlung, dann wieder lange nichts, dann mal ein größeres Dorf mit einer Kirche oder Mosche und kleinen Einkaufsmöglichkeiten. Am Straßenrand waren Zwiebel-, Tomaten, Zuckerrohrverkäufer zusehen, welche von den Einheimischen verkauft wurden. Den afrikanischen Gemüseanbau konnte ich oft sehen, vor allem wenn wir an einem Flussdelta vorbei fuhren. Vom Flachland ging langsam und fast schon kontinuierlich auf ins Bergland, bis wir auf 1600m das afrikanische Hochland erreichten. Ich war sehr müde, konnte meine Augen aber nie schließen aus Angst etwas der bezaubernden Landschaft zu verpassen. Nach 13 Stunden fahrt sind wir nun abends auf der Farm in einem typisch afrikanischem Dorf, nähe Mafingas angekommen und wurden wir von einer Gruppe singender Dorfkinder empfangen. Wir waren nun mitten im afrikanischen Busch, keine Elektrizität, nichts. Die Farm wurde von einem Europäer, welcher eine Einheimische zur Frau hat, betrieben. In den Dörfern gab es viele Waisen und Kinder deren Eltern große Probleme mit Alkohol haben, das größte Problem ist jedoch Adis. Jede zweite Person ist hier HIV-Positiv, selbst die kleinsten Kinder. Für die Kinder hier ist die Farm ein Stützpunkt, nach der Schule kommen sie und bekommen hier eine Mahlzeit, welche für viele die einzige am Tag ist. Ich merkte wie manchen Kindern die Zuneigung fehlt, sie kamen zu mir, suchten Nähe und wollten auf den Arm genommen werden. Dies ist auch ein Grund dass hier her Freiwillige aus Schweden kommen, sie geben den Kindern die fehlende Liebe. Als wir dort waren, waren drei Freiwillige vor Ort, jedoch sind die Freiwilligen hier nur bis zu maximal 3 Monate da. An einem Lagerfeuer gab es nun in wunderbarer, schön, gemütlicher, wohl fühlender Runde was zu Essen. Danach bezogen wir unsere Zimmer und gingen sehr erschöpft von der Fahrt schlafen. Was mir hier direkt in der Dunkelheit auffiel war der Sternenhimmel, dem ich glaub noch nie so nahe war. Das Klima hier ist auch komplett anders als an der Küste. Hier war es viel kühler, sobald die Sonne verschwand brauchte ich meinen Pullover, das Klima hier erinnerte mich ein bisschen an meine Heimart. Am nächsten Tag machten wir eine lange Wanderung über mehre kleine Dörfchen, mit einer Pause, bei der wir uns an einem Brunnen frisches Wasser pumpten. Die Häuschen auf den Dörfchen gehören einzelnen Familien, in ihnen lebt eine ganze Familie, die nicht mehr hat wie ihr Haus und das darum herumliegende Land in dem meistens Mais angebaut wird. Die Menschen hier arbeiten hier nur für ihre tägliche Malzeit. Viel mehr Möglichkeiten sich zu Beschäftigung gibt es hier nicht. Während dem wandern hatte man eine wunderbare Aussicht auf das afrikanische Hochland mit diesen kleinen Lehmhäuschen. Abends versammelten wir uns mit den anderen Kindern aus den Dörfern um ein Lagerfeuer und bildeten einen großen Kreis darum. Abwechselnd sangen die Dorf- und Schulkinder und sie führten sich gegenseitig was vor und schließlich tanzten alle zusammen um das Feuer herum, alle Kinder waren sehr Glücklich und hatten sehr viel Spaß. Wie auch ich, und zum Schluss kamen dann noch wir Freiwilligen dran, wir sagen mit Gitarre „No Women, No Cry“ von Bob Marley, welchen hier alle kannten. Es war ein wunderbarer Abend, welchen ich sehr genossen habe. Montags stand dann ein größeres Projekt an. Wir sollten helfen den Ziegenstall weiter zu bauen. Der Ziegenstall bestand bisher nur aus einem Holzgestell, an das nun Lehmboden hinzugefügt werden sollte. Wir bewässerten auf einem Feld die Erde, so dass sie zu Matsch wurde, trampelten sie weich und klatschten diese weiche Masse dann an das Holzgestell und bildeten die Wand. Wir waren den ganzen Vor- und Nachmittag beschäftigt und kamen nur bis zur halben Höhe der vier Wände voran. Eine richtig aufwändige Arbeit, wenn man bemerkt, dass dreißig Kinder mithälfen und wir nur so wenig vorankamen. Nachmittags fingen Albert und Ich noch an das Dach zu bedecken. Wir schnitten bei den langen Grashalmen die Wurzeln ab und bedeckten damit in Büscheln das Haus. Eine sehr interessante Arbeit, schade dass wir das Haus nicht fertig bilden konnten, weil wir schon am nächsten Tag abfuhren. Am nächsten Morgen ging es dann sehr früh los zum Mikumi Nationalpark. Im vollen Bus den gleichen, weiten, langen Weg zurück und diese Fahrt wurde zu einer reinen Einkaufsfahrt. Zwiebeln, Tomaten, Zuckerrohr und Körbe wurden von allen gekauft, ob Kinder oder Lehrer und dass obwohl der Bus schon voll war. Was auch dazu führte das uns schon bald ein Reifen platzte. Im Mikumi Nationalpark angekommen wurden wir von einem Tourguide durch den Park geführt, das erste Mal sah ich die wilden Tiere Afrikas. Elefanten bekam ich in der puren Wildnis an einem Wassergraben, in dem auch Nilpferde waren, zu sehen. Sie tranken sie Wasser, erfrischten sich und zogen dann schließlich mit lauten getröte davon. Von einem anderen Tourguide erfuhren wir, dass nicht weit von uns ein Löwe zu sehen war, und kurz darauf war ich nur fünf Meter von einer Löwin entfernt, welche sich gerade putzte. Ein prächtig, mächtiges Tier, welches mich sehr faszinierte und dem ich volle Aufmerksamkeit gab. Zudem sah ich Zebras, Giraffen, Büffel, Gnus, Warzenschweine, Antilopen und Paviane, die Affen sah man auch außerhalb des Nationalparks oft am Straßenrand. Es war schon ein berauschendes Gefühl und für mich stand fest, das war sicher nicht das letzte Mal in einem Nationalpark. Nach einer Nacht im Dorf Mikumi, ging unsere Einkaufstour weiter in die Richtung zum Hafen des Friedens (Übersetzung von Dar Es Salaam). Auf dem Land ist alles billiger als in der Stadt, was alle ausnutzten. Wieder zuhause, viel mir direkt diese ernorme Lautstärke auf, die ich die letzten Tage missen durfte, da es ja keine Elektrizität gab. Ein Junge von meinem Alter sagte mir auf der Farm, „die Kinder aus der Stadt sind weiß, die Kinder hier sind schwarz, wenn er nach Dar Es Salaam gehen würde, würde er auch weiß werden. Diese Aussage beschäftigte mich oder beschäftigt mich jetzt noch. Meiner Meinung nach hat er gewissermaßen Recht, mehr dazu in meinem nächsten Bericht.