Mittwoch, 10. Februar 2010

Zurück in der Schule

In der zweiten Woche im Januar startete der zweite Term der Schule für mich. Nachdem ich lange Zeit frei gehabt hatte bin ich voller Eifer zurückgekehrt. In der Schule wurde ich wunderbar zurückwillkommen geheißen und ich habe mich nun wirklich als Teil der Schule gefühlt. Man kennt alles und ist wieder direkt im Geschehen drin. Das hat mich alles sehr gefreut und es hat mir gut getan. Aber natürlich kam direkt auch wieder viel auf mich zu. Sechs neue Waisenkinder haben Paten gefunden und mussten benachrichtigt werden. Leider konnten nicht alle Kinder wieder aufgefunden werden und so sprangen andere für sie ein. Des Weiteren hat die Schule und Kindergarten 15 andere neue Kinder für die verschiedensten Klassen bekommen. Ich fing wieder an zu unterrichten, dort wo ich zum Ende des ersten Terms aufgehört habe, habe ich weiter gemacht. In der ersten Klasse sind viele neue Kinder, welchen ich zum Beispiel erstmals einzeln Flötenunterricht gab um sie auf den stand der Klasse zu bringen. Oder in der sechsten ging es mit dem Deutschunterricht voran und ich war richtig begeistert als ich sah was meine Schüler sich alles behalten haben und noch konnten. Mit dem Start des neuen Schulterms habe ich nun auch endlich meine geplanten Projekte starten können. Ich habe angefangen die Pflanze Artemisia Annua Anamed anzupflanzen. Vor meiner Ausreise letzen Jahres habe ich mich informiert und mir viele Gedanken gemacht wie ich mich in den Tropen vor Malaria schützen kann. So kam ich auf den Artemisia Tee. Einen Tee, der den Antimalariawirkstoff Artemisinin in sich hat, der auch in der Pharmazie verwendet wird. Da ich ein ganzes Jahr im Malariagebiet lebe wollte ich nicht die ganze Zeit über eine Prophylaxe zu mir nehmen. Denn zum einen ist das die pure Chemie und zum anderem gibt es viele Nebenwirkungen. Und so bin ich auf die natürliche Medizin aufmerksam geworden. Nach vielen Informationen und Erfahrungsberichten wurde ich immer neugieriger, denn einen Tee mit dem man sich vor Malaria schützen kann und die Krankheit sogar heilen soll halte ich für genial! Aus Informationen erster Hand hat mich dieser Tee begeistert und verzaubert. Anamed, steht für natürliche Medizin in den Tropen und ist dort weit vertreten. Sie unterstützen lokale Gruppen und fördern den Anbau von Heilpflanzen in den Tropen. Ich dachte mir, das ist doch ein Geschenk, denn wenn dieser Tee dort angebaut wird können sich die Einheimischen selbst versorgen. In Dar es Salaam hat jede dritte Person Malaria. Als ich mal einen Malariatest machen lies, sagte mir die Ärztin dass am Tag um die 30 Personen kommen um einen Malariatest machen zu lassen und davon haben 8-10 Malaria. In Deutschland bestellte ich mir diesen Tee vor meiner Ausreise und dazu noch Samen der Pflanze. Und nun habe ich angefangen diese Pflanze in unserer Schule anzupflanzen. Endlich habe ich einen Lehrer gefunden der mich dabei unterstützt, was alles schon sehr viel einfacher macht. Des Weiteren habe ich nun auch eine Fußballmannschaft gegründet. Samstags morgens trainiere ich jetzt jede Woche die Jungs aus den Klassen fünf bis sieben. Mit voller Begeisterung sind sie dabei und es macht allen richtigen Spaß.
Seit Anfang Januar wohne ich nun in einer eigenen Wohnung. Nachdem es zu beginn meines Auslandsjahres hieß ich würde nur einen Monat in einer Gastfamilie wohnen hat es sich nun etwas hinausgezögert und nach 4 Monaten durfte ich dann meine eigene Wohnung zusammen mit meinem Mitfreiwilligem Albert ziehen. Im nördlichen Stadtteil Kawe von Dar es Salaam habe ich nun eine Zweizimmerwohnung mit einem Plumpsklo in der Dusche. Welch ein Luxus, eine Dusche, Wasser von oben. Nachdem ich mich in den ersten Monaten nur aus Eimern gewaschen habe ist das etwas ganz besonderes und wie ich merke viel zu einfach – Hahn auf, Wasser kommt. Nun heißt es auch selbst kochen, abwaschen, putzen und alles was dazu gehört. In unserem Viertel sind wir, die neuen Wazungu (Mehrzahl von Mzungu, Weiße), schon sehr bekannt, denn Weiße haben hier noch nicht gewohnt. Leider hatten wir auch schon Bekanntschaft mit einem vermutlichen Einbrecher, der aber zum Glück nicht einbrach, sondern nur die Lage checkte was es überhaupt zu holen gibt. Unsere Fenster sind wie alle Fenster hier ohne Glasscheibe, da es viel zu heiß ist. Die Fenster hier sind Gitterfenster mit Stahlstäben dazwischen, damit immer etwas frische Luft hinein kommt. Deshalb darf man hier nichts im Bereich der Fenstern liegen haben, denn wenn etwas wertvolles, wie ein Handy, in reichweite liegt, schneiden die Diebe Löcher in die Gitter und hohlen sich nachts wenn du schläfst alles was sie bekommen können. In Tabata bei meiner Gastfamilie wurden Robert Mitte Januar in einer Nacht zwei Handys auf diesen Weg gestohlen. Im ganzen Viertel in Tabata sind in dieser Nacht 18 Handys verschwunden. Eine Lehrerin unserer Schule wohnt in derselben Straße wie ich, vielleicht 5 Häuser weiter. Ihr wurde Anfang Februar ihre Handtasche mit all ihren Wertsachen bei einem Fensterdiebstahl geklaut. In Tabata wurde eine Woche später einer der Diebe geschnappt und die Bewohner haben ihn verprügelt und schließlich mit einem Steinschlag auf den Kopf totgeschlagen! Das erzählte mir Edith und sie war glücklich darüber! Die Menschen hier sehen es als selbstverständlich an, dass ein Dieb sterben muss. Sobald hier in Tansania ein Dieb gefasst wird, wird er auf der Straße meistens schon Tod geprügelt, wenn er es noch bis auf das Polizeiquartier schafft dann dort. Es ist schlimm, dass auf eine solche Art und Weise geklaut wird, doch ein Menschenleben ist das allemal nicht Wert! Sie werden zwar selten gefasst, aber in welch einer Situation muss ein Dieb stecken, der unter anderem in solches Risiko auf sich nimmt?

Montag, 1. Februar 2010

Sansibar

Am letzten Tage des Jahres 2009 habe ich mich auf die Reise nach Sansibar gemacht. Zum einem um Silvester dort zu feiern und zum anderen um auf mein Zwischenseminar zu gehen, welches dort in der ersten Woche des neuen Jahres stattfand. Zusammen mit Albert und Mara, einer Freiwilligen der Waldorfschule in Nairobi, bin ich mit der Fähre 2 Stunden von Dar es Salaam nach Stone-Town gefahren. Ohne Plan wo ich ins neue Jahr feiern und übernachten werde bin ich in Stone-Town angekommen. Ich bekam ein komplett anderes Stadtbild als ich es aus Tansania kannte. Ein historischer Stadtkern, mit Häusern welche aus Korallenstein gebaut wurden, enge kleine Gassen und alles in einem arabischen Stil, was eher eine untypische Art für Afrika ist. In den Gassen der Steinstadt pulsierte das Leben und von überall war arabische Taarab-Musik zu hören. Nach mehreren Informationen haben wir dann erfahren dass im Norden der Insel die größten Partys sein sollten und so bin ich mit den anderen beiden dann einfach mit einem Dalladalla zum nördlichsten Dorf der Insel Nungwi gefahren und haben dort eine Unterkunft gesucht. Nur 100 Meter bis zum Stand und als ich diesen bezaubernden Strand gesehen hatte bin ich aus dem Staunen nicht mehr raus gekommen. Ein Stand wie aus einem Bilderbuch. Puderzuckerweißer feiner Sandstrand, türkisblaues Wasser bei dem man noch bei mehr als einem Meter Wassertiefe den Boden klar erkennen konnte. Zufälligerweise sind wir dort am Stand direkt auf andere Freiwillige getroffen mit denen wir dann sogar zusammen das Zwischenseminar hatten. Abends ging es dann zur Sivesterparty, einer riesigen Party unter Vollmond direkt am Strand. Natürlich waren hier ausschließlich Touristen und es kam mir sehr merkwürdig vor auf einmal nur noch unter weißen zu sein. Dort fiel mir der Kontrast sehr stark auf zwischen Arm und Reich. An den Stränden lagen die ganzen Hotels, unter denen mansche nur auf Luxus ausgelegt waren und direkt dahinter erstreckte sich die Einheimischenpopulation mit ihren Hütten in ihren Dörfern. Das kam mir sehr merkwürdig vor und es hat mir zu denken gegeben. Dennoch war die Silvesterparty ein Kracher mit einem großen Ereignis, denn nach der ersten Stunde im Neujahr gab es eine Tränengasarttake direkt auf der Tanzfläche. Es hieß dass der Nachbar eifersüchtig auf die gelungene Party gewesen sein soll, jedoch lies sich von dieser Arttake keiner beeinflussen und nach einer Weile war die Tanzfläche wieder voll. Im Neujahr bin ich dann seit sehr langer Zeit mal wieder Tauchen gewesen. Ich konnte es kaum abwarten und es hatte sich gelohnt! Mit dem Spanish Dive Center bin ich auf eine Tagestour mit zwei Tauchgängen gegangen. Mit einem Boot ging es zum Mnemba Island Marine Park. Dort ging es dann hinunter in die Unterwasserwelt mit einer Tauchtiefe von 20 bis 25 Metern vorbei an Korallenwänden mit vielen Weichkorallen und den farbenfrohsten Rifffischen. Beide Tauchgänge habe ich sehr genossen, denn der Indische Ozean ist einfach das größte Aquarium der Welt und dann wurden wir auch noch auf dem Hin- und Rückweg von Delphinen begleitet. Vom Norden ging es dann zum den Osten der Insel nach Mchamwi zu meinem Zwischenseminar. Zusammen mit den anderen Freiwilligen bin ich dort eingetrudelt und habe fünf themenvolle Tage erlebt. Unter Palmen in entspannter Atmosphäre haben wir in Bandas die verschiedensten Themen aktiv bearbeitet. Unter anderem Themen wie der Sinn des Weltwärts-Programmes oder des Sinns unseres eigenen Dienstes in einem Entwicklungsland. Wir haben uns über unsere Erlebnisse dir wir bisher erlebten und die uns beschäftigen ausgetauscht und reflektiert. Hier sah ich unter anderem dass ich nicht der einzige war, der diese vielen neuen Eindrücke erlebte. Zusammen haben wir auf die kommende Zeit geschaut, was noch kommen wird und was man sich noch vornehmen kann. Im Ganzen hat mir das Seminar sehr geholfen und ich bin wieder um Erfahrungen reicher geworden. Nach dem Seminar habe ich noch eine Gewürztour auf Sansibar unternommen, denn Sansibar ist berüchtigt für seine Gewürze. Auf einer Gewürzfarm bekam ich ein Bild wo die vielen Gewürze, wie Nelken, Ingwer, Vanille, Pfeffer, Sesam überhaupt her stammen und zu guter letzt gab es noch ein gewürzvolles Essen mit einem Swahili-Spice-Tea. Ich hatte ziemliche Bauchschmerzen, Nachwehen vom Seminaressen bei etwas nicht in Ordnung gewesen sein muss, und so gab mir unser Guide eingeweichte Nelken welche mir tatsächlich geholfen haben. Mit neuem Schwung und Motivation ging es dann wieder nach einer Nacht in Stone-Town mit der Fähre zurück nach Dar es Salaam und am folgenden Montag führte mich mein Weg mich wieder in die Schule.